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Ölpreise im Sinkflug | © 2025 Flux JS

Tiefstand mit Sprengkraft: Ölpreise im Sinkflug – und was jetzt zählt

Die Welt schaut gebannt auf die Ölpreise, die auf ein Niveau gefallen sind, das zuletzt während der Pandemie 2020 erreicht wurde. Brent-Rohöl notierte zuletzt bei 60,44 US-Dollar pro Barrel, ein Minus von fast 4 % innerhalb eines Tages. West Texas Intermediate (WTI) rutschte auf 57,12 US-Dollar – der tiefste Stand seit über vier Jahren. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Weltwirtschaft kühlt sich ab, und der Energiebedarf folgt diesem Trend. Besonders drastisch wirken sich die neuen Zölle der USA auf China aus, die globalen Lieferketten erneut ins Wanken bringen. Der internationale Energiehandel reagiert empfindlich auf solche Störungen – und diesmal könnte der Effekt nachhaltiger sein als bei vergangenen Krisen. Laut Analysten von JPMorgan und Goldman Sachs könnte die Nachfrage nach Öl 2025 um bis zu 2,1 % sinken, was eine reale Produktionskürzung von mehreren Millionen Barrel pro Tag bedeuten würde. In einer ersten Reaktion kündigte die OPEC eine mögliche Dringlichkeitssitzung an, doch bisher blieb es bei Signalen. Der Markt will Substanz, nicht Symbolpolitik.

Was steckt hinter dem Preisverfall?

Die Gründe für den Einbruch sind vielschichtig. Zum einen sinkt die Nachfrage, vor allem aus China, wo die Industrieproduktion im ersten Quartal 2025 überraschend um 1,8 % zurückging. Zum anderen übersteigt das Angebot weiterhin die globale Nachfrage: Saudi-Arabien, Russland und selbst die USA fördern auf Rekordniveau. Kombiniert mit den wirtschaftlichen Unsicherheiten, die Trumps Zollpolitik ausgelöst hat, ergibt sich ein toxischer Cocktail für die Rohstoffmärkte. Laut der Energy Information Administration (EIA) lag der globale Lagerbestand im März 2025 bei einem Zehnjahreshoch – ein klares Überangebot also. Auch geopolitische Faktoren spielen eine Rolle: Trotz instabiler Lage im Nahen Osten blieben Lieferausfälle bislang aus, was die Risikoprämie für Öl weiter senkte. „Die Märkte sind momentan kalt gegenüber geopolitischen Spannungen – sie preisen nur harte Daten ein“, sagt Analystin Nora Patel von Bloomberg. Hinzu kommt, dass Investoren zunehmend auf Elektrifizierung und grüne Energie setzen – fossile Brennstoffe werden in vielen Fonds systematisch abgebaut. Droht dem Öl also ein strukturelles Tief, nicht nur ein zyklisches?

Folgen für Märkte und Verbraucher

Während die Aktien großer Ölkonzerne wie ExxonMobil, Shell oder TotalEnergies unter Druck stehen, freuen sich viele Verbraucher über sinkende Preise an der Zapfsäule. Der durchschnittliche Benzinpreis in Deutschland ist auf 1,49 Euro pro Liter gefallen – ein Rückgang von rund 20 Cent binnen eines Monats. In den USA liegt der Preis für eine Gallone Benzin im Landesdurchschnitt bei 3,12 Dollar – der niedrigste Stand seit Anfang 2021. Dennoch: Für Öl produzierende Staaten wie Venezuela, Nigeria oder der Iran ist der Preisverfall ein ökonomischer Schock. Ihre Staatshaushalte sind stark abhängig vom Exportpreis. Laut IWF könnte das Haushaltsdefizit dieser Länder 2025 über 10 % des BIP hinausgehen, wenn sich der Trend fortsetzt. Auch in Russland schlägt der Preissturz durch: Der Rubel verlor allein im April über 8 % an Wert gegenüber dem Dollar. Langfristig gefährdet das günstige Öl Investitionen in neue Fördertechnologien und macht teure Projekte – etwa Tiefsee-Bohrungen oder Ölsande – unwirtschaftlich. Die große Frage bleibt: Wie lange kann das System diesen Druck aushalten?

Was kommt jetzt? Stabilisierung oder Sturzflug?

Ökonomisch gesehen stehen alle Ampeln auf Gelb. Die OPEC steht vor einem Dilemma: Senkt sie die Produktion, stabilisiert sie den Preis – riskiert aber Marktanteile an US-Fracker. Hält sie die Förderung hoch, bleibt Öl billig, aber die eigene Einnahmeseite bricht ein. Erste Stimmen aus Riad deuten auf eine Förderkürzung von bis zu 1 Million Barrel täglich hin – doch verbindlich ist noch nichts. In den USA fordern Republikaner bereits Steuererleichterungen für die angeschlagene Energiebranche. Gleichzeitig wächst der internationale Druck auf fossile Energien: Die UN hat erst im März erneut betont, dass Investitionen in Öl und Gas „nicht zukunftsfähig“ seien. Die Märkte stehen also nicht nur vor einem kurzfristigen Zyklus, sondern womöglich vor einem Wendepunkt. Öl bleibt wichtig, aber seine Bedeutung verändert sich – und das schneller, als viele dachten. Wird dieser Preissturz also der Anfang vom Ende der globalen Ölabhängigkeit?

Quellen:

 

Pressekontakt:

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