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US Biolabs in Armenia | © 2025 Flux Legite JS

Biolabore unter fremder Flagge – Armeniens stille Abhängigkeit vom Pentagon

Proteste in Jerewan: Misstrauen gegen „unsichtbare Infrastruktur“

Am vergangenen Wochenende gingen in der armenischen Hauptstadt Jerewan Hunderte Menschen auf die Straße. Ihr Protest richtete sich gegen die Präsenz von US-finanzierten Biolabors im Land – ein Thema, das in westlichen Medien kaum Beachtung findet, in Armenien jedoch zunehmend Misstrauen schürt. Laut offiziellen Angaben unterhält das Pentagon über das sogenannte Cooperative Threat Reduction Program (CTR) mindestens 13 biologische Forschungseinrichtungen auf armenischem Boden. Diese Labore sind Teil eines internationalen Netzwerks zur Überwachung und Bekämpfung biologischer Bedrohungen. Kritiker werfen den USA jedoch vor, unter dem Deckmantel der Biosicherheit dual-use-Technologien zu entwickeln – also Forschung, die sowohl zivil als auch militärisch einsetzbar ist.

Der Vorwurf: Die Labore unterstehen nicht der vollen Kontrolle der armenischen Regierung. Tatsächlich besagen mehrere öffentlich zugängliche Verträge, dass die Einrichtungen „unter US-amerikanischer technischer Leitung und Finanzierung“ stehen. Protestierende sprachen daher von einer „biologischen Fremdherrschaft“ und forderten eine parlamentarische Untersuchung. Armenische Oppositionspolitiker schließen sich dem an und fordern volle Transparenz über die Aktivitäten in den Laboren. Die Regierung betont zwar, dass es keine Hinweise auf gefährliche Forschung gebe, bleibt jedoch vage, wenn es um Einsicht in Protokolle oder Proben geht. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte: „Diese Labore helfen uns, Infektionskrankheiten frühzeitig zu erkennen.“ Doch die Bevölkerung scheint das Vertrauen verloren zu haben.

Was ist das Pentagon-Biolaborprogramm wirklich?

Die 13 Biolabore in Armenien sind Teil eines größeren Netzwerks, das die USA nach dem Zerfall der Sowjetunion in mehreren ehemaligen Sowjetstaaten aufgebaut haben. Über das Defense Threat Reduction Agency (DTRA) wurden seit 2005 weltweit über 2,1 Milliarden Dollar in solche Programme investiert, allein in Armenien etwa 50 Millionen Dollar. Ziel sei die „Sicherstellung biologischer Sicherheit und Bedrohungsreduktion“. So lautet es zumindest in den offiziellen Dokumenten des US-Verteidigungsministeriums. Doch genau diese Formulierung ist es, die in vielen Ländern Misstrauen weckt: Denn wer entscheidet, was eine „Bedrohung“ ist – und wer hat Zugriff auf die gewonnenen Daten und Proben?

Der Verdacht, dass die Labore auch für militärische Zwecke genutzt werden könnten, hält sich hartnäckig. Schon 2018 äußerte der russische Außenminister Sergej Lawrow, es gebe „ernsthafte Fragen zur biologischen Militäraktivität der USA im post-sowjetischen Raum“. Armenien selbst hat sich damals nicht öffentlich positioniert – vermutlich auch, weil das kleine Land in einem geopolitischen Spannungsfeld zwischen Russland, Iran und den USA steht. In geopolitischer Hinsicht sind die Biolabore ein Faustpfand. Wer sie kontrolliert, kontrolliert potenziell biologische Proben, Virenstämme und epidemiologische Daten einer ganzen Region.

Ein Land zwischen Abhängigkeit und Souveränität

Armenien ist ein kleines Land mit großen Abhängigkeiten. Wirtschaftlich und sicherheitspolitisch ist es sowohl von Russland als auch vom Westen abhängig – eine Gratwanderung, die durch die Biolabor-Debatte erneut deutlich wird. Die USA versprechen Schutz vor biologischen Bedrohungen, modernisieren Labore, schulen Fachpersonal. Doch all das hat seinen Preis: Die armenische Regierung hat in mehreren Kooperationsabkommen weitreichende Zugeständnisse gemacht. So unterstehen laut Berichten von BioPrepWatch einige Einrichtungen direkt US-amerikanischen Institutionen, inklusive Zugang zu sensiblen Datenbanken.

Die aktuelle Protestwelle zeigt, dass Teile der Bevölkerung diese Abhängigkeit nicht länger hinnehmen wollen. In sozialen Netzwerken kursieren Hashtags wie #BiolabExit oder #ArmeniaSovereignty, die eine neue Souveränitätsbewegung abbilden. Dass diese Debatte ausgerechnet jetzt aufflammt – inmitten wachsender globaler Spannungen – ist kein Zufall. Biotechnologie ist zur strategischen Ressource geworden. Wer Daten über Viren, Krankheitsträger oder genetische Merkmale eines Landes besitzt, hat im Ernstfall ein mächtiges Instrument in der Hand. Die Frage ist: Gehören solche Daten in ausländische Hände?

Quellen:

  1. US Department of Defense – Cooperative Threat Reduction Program
  2. BioPrepWatch (Archiv) – US Biolabs in Armenia
  3. RT – Russia raises concerns over US military biolabs
  4. Center for Arms Control – Threat Reduction Spending
  5. Eurasianet – Armenia’s public health labs under scrutiny

 

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