Dienstag, 19.03.2024

Alfred Wieder: Inhaberschuldverschreibungen eignen sich mit Einschränkungen für Kleinanleger

Donnerstag, 12.03.2020
Autor: Red. LG

Emittiert werden dürfen diese nur durch juristische Personen, der Anlegerkreis umfasst jedoch auch natürliche Personen. Die Schuldverschreibung garantiert Anlegern wiederkehrende Erlöse. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Anleihen, Bonds, Renten, Obligationen und Schuldverschreibungen als Synonym verwendet.

Definition

Mit der Herausgabe einer Inhaberschuldverschreibung nimmt der Emittent Schulden bei anderen Unternehmen oder Personen auf. Die Gläubiger überlassen dem Emittenten innerhalb einer festgelegten Frist einen Geldbetrag.

Der Herausgeber verpflichtet sich, den Gläubigern die Summe am Ende dieses Zeitraums vollständig zurückzuzahlen. Für die zeitweilige Überlassung des Geldes erhalten die Gläubiger Zinsen, die zu festgeschriebenen Terminen regelmäßig fällig sind. Die Bedingungen von Schuldverschreibungen werden öffentlich bekannt gegeben. Sie werden in heimischer oder Fremdwährung aufgelegt.

Auf dem Rentenmarkt werden drei Arten von Schuldverschreibungen angeboten: die Inhaber-, Namens- und Orderschuldverschreibung. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit. Bei der Emission einer Schuldverschreibung wird eine Urkunde für den Gläubiger ausgestellt. Mit der Urkunde wird das Recht des Geldverleihers auf Gesamtrückzahlung seiner Anlage und Zahlung von Zinsen verbrieft.

Der Emittent schuldet bei der Namensschuldverschreibung dem auf der Urkunde benannten Gläubiger das Geld. Auf der Orderschuldverschreibung kann vermerkt werden, an wen per Weisung die Summe zu zahlen ist.

Die Inhaberschuldverschreibung jedoch gehört hinsichtlich der Kapitalrückzahlung dem Inhaber der Urkunde, auch wenn es nicht der rechtmäßige Gläubiger sein sollte. Sie kann ganz einfach durch Übergabe oder formlose Abtretung übertragen werden. Heute wird jedoch einem Geldgeber die Urkunde in den allermeisten Fällen nicht mehr effektiv ausgeliefert. Praktisch ist das Diebstahlrisiko nicht mehr relevant, da nur noch Sammelurkunden ausgestellt, bei Banken hinterlegt und virtuell in Depots gebucht werden.

Inhaberschuldverschreibungen verkörpern ein Forderungsrecht. Anleger kaufen Schulden von anderen Unternehmen. Sie haben im Gegensatz zu Aktien kein Teilhaberrecht an der Firma, auch kein Mitspracherecht bei wichtigen geschäftlichen Entscheidungen. Firmen finanzieren damit Investitionen, Großprojekte oder Rationalisierungsmaßnahmen und versprechen vorab die Rückzahlung des Kapitals und eine Beteiligung an den Erlösen in Form von garantierten Zinsen. Sie stellen damit ihre Finanzierung auf eine breite Basis. Für das Unternehmen ist die Geldanlage der Gläubiger Fremdkapital.

Arten

Man unterscheidet Inhaberschuldverschreibungen nach:

  • dem Typ des Emittenten
  • ihrer Verzinsung
  • der Laufzeit
  • der Tilgung
  • der Stückelung und Mindestanlage
  • ihrer Handelbarkeit
  • ihrer Besicherung
  • ihrem Rang

Wer sind Emittenten von Inhaberschuldverschreibungen?

 

Am häufigsten werden Inhaberschuldverschreibungen von Banken und Sparkassen und Spezialkreditinstituten wie Pfandbriefbanken herausgegeben. Bei diesen Instituten werden sie als Pfandbriefe bezeichnet. Weitere Emittenten sind öffentliche Schuldner wie der Staat, Länder, Kommunen und öffentliche Institutionen oder staatliche Kreditinstitute wie die KfW. Beispiele dafür sind Kommunalobligationen und Bundeswertpapiere. Außerdem können Industrie-, Handels- oder Verkehrsfirmen sowie Wohnungs- und Bürgergenossenschaften sich über Inhaberschuldverschreibungen Kapital besorgen. Bei Wirtschaftsunternehmen nennt man sie Industrieobligationen. Zertifikate werden von Geldinstituten ebenfalls als Inhaberschuldverschreibung emittiert.

Wie ist die Verzinsung gestaltet?

 

Man unterscheidet fest und variabel verzinsliche Inhaberschuldverschreibungen. Bei fest verzinsten Wertpapieren steht der Kupon von Anfang an fest. Es ist entweder ein über die gesamte Laufzeit konstanter Zinssatz oder ein stufenweise, beispielsweise jährlich steigender Zins. Die Zinskonditionen richten sich dabei nach der Rückzahlungsfähigkeit des Emittenten. Große Ratingagenturen und Auskunfteien bewerten die Bonität der Herausgeber, deren Ergebnisse einen Anhaltspunkt für die Konditionsfestlegung darstellen. Einfluss auf die Zinsfixierung durch den Emittenten haben auch das allgemeine volkswirtschaftliche Zinsniveau, die Laufzeit, Besicherung und Tilgung des Bonds.

Variable Zinsen passen sich der jeweiligen aktuellen Marktzinsentwicklung an. Sie orientieren sich meist an den kurzfristigen Geldmarktzinsen wie dem Euribor. Bei langen Laufzeiten kann der langfristige Kapitalmarktzins ausschlaggebend sein. Nach jeder Zinsperiode werden viertel-, halb- oder jährlich die Zinszahlungen neu festgelegt. Diese Inhaberschuldverschreibungen werden in der Fachsprache Floating Rate Notes oder Floater genannt. Es handelt sich entweder um einen festen Zinsaufschlag auf einen variablen Grundzinssatz oder einen verbindlichen Basissatz mit veränderlichem Zuschlag.

Welche Laufzeiten sind üblich?

 

Die Laufzeiten bewegen sich in der Regel zwischen zwei und zehn Jahren, es gibt aber auch länger laufende Anleihen. Bonds unter fünf Jahren dienen der mittelfristigen Finanzierung von geschäftlichen Vorhaben. Inhaberschuldverschreibungen, die eine Laufzeit von bis zu 30 Jahren aufweisen, sind für die langfristige Beschaffung von Investitionsmitteln gedacht.

Wann erfolgt die Tilgung?

 

Nach Ablauf der jeweiligen Laufzeit erfolgt durch den Emittenten die Rückzahlung des gesamten Kapitals an den Anleger. Die Tilgung der Anleihe wird in den allermeisten Fällen in einer Summe zum Fälligkeitstermin der Inhaberschuldverschreibung vorgenommen. In Ausnahmefällen kann die Rückzahlung gestaffelt zu bestimmten Terminen erfolgen.

In welcher Stückelung wird emittiert?

 

Das gesamte Emissionsvolumen der Inhaberschuldverschreibung wird in Teilbeträge zerlegt, so dass die kleinste mögliche Stückelung, der Nennbetrag, entsteht. Diese Stückelung nennt man Teilschuldverschreibung. Am gebräuchlichsten sind Teilschuldverschreibungen von 1.000, 50.000 oder 100.000 Euro. Damit steuern Wertpapieraussteller, ob institutionelle oder private Anleger bevorzugt werden. Je höher die Teilschuldverschreibung, desto weniger Privatinvestoren können sich diese Geldanlage leisten. Die Mindestanlagesumme legen Emittent oder Depotbank nach Wirtschaftlichkeit fest, sie kann ein Vielfaches des Nennbetrages ausmachen.

Wo und wie werden Inhaberschuldverschreibungen gehandelt?

 

Es gibt Inhaberschuldverschreibungen, die ausschließlich über den Emittenten gehandelt werden. Dieser stellt unter Umständen Kurse und gewährleistet die vorfristige Rückgabe der Schuldverschreibung. Er ist aber nicht zur Rücknahme der Inhaberschuldverschreibung verpflichtet. Wenn kein Handel stattfindet, wird es schwer, überhaupt einen Käufer für die Inhaberschuldverschreibung zu finden. Viele Anleihen werden aber an der Börse eingeführt und gehandelt. Das bedeutet, dass jeder Anleger Inhaberschuldverschreibungen unabhängig von ihrer Laufzeit an der Börse kaufen und verkaufen kann. Anleihen werden nicht in einer bestimmten Stückzahl, sondern in Prozent ihres Nominalwertes notiert. Der Ausgabepreis der Inhaberschuldverschreibung beträgt im Allgemeinen 100 Prozent. Im Börsenhandel kann bei verstärkter Nachfrage die Kursnotiz mehr als 100 Prozent betragen (über Pari) oder bei überwiegenden Verkaufsorders auch unter 100 Prozent (unter Pari) liegen.

Wie sind Inhaberschuldverschreibungen besichert?

 

Pfandbriefe und öffentliche Inhaberschuldverschreibungen sind durch grundpfandrechtlich gesicherte Darlehen bzw. Forderungen der öffentlichen Hand besichert. Wohnungsgenossenschaften besichern ihre Inhaberschuldverschreibungen mit Inhabergrundschulden, so dass diese durch den Grundstücks- und Wohnungsbestand der Genossenschaft gedeckt sind. Inhaberschuldverschreibungen von Banken sind ungedeckte Verbindlichkeiten der Kreditwirtschaft.

Wie ist die Haftung geregelt?

 

Inhaberschuldverschreibungen können erst- oder nachrangig ausgestaltet sein, das geht aus den Emissionsbedingungen hervor. Schuldverschreibungen rangieren bei einer Insolvenz des Emittenten vor den Aktionären als Eigentümern. Nachrangige Inhaberschuldverschreibungen werden jedoch erst nach allen anderen Gläubigern bedient. Für Inhaberschuldverschreibungen gibt es weder bei Privatbanken noch bei Wohnungsgenossenschaften eine Einlagensicherung. Bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind Inhaberschuldverschreibungen in die Institutssicherung einbezogen.

Welche Kündigungsmöglichkeiten bestehen?

 

Emittiert werden Inhaberschuldverschreibungen mit und ohne Kündigungsrecht. Das Kündigungsrecht ist auf den Herausgeber und/ oder den Erwerber bezogen. Der Emittent muss vorher festlegen, ob sowie wann und unter welchen Bedingungen ein ordentliches Kündigungsrecht der Anleihe besteht. Die Anleger werden Tage vorher über die tatsächliche Kündigung der Inhaberschuldverschreibung informiert. Ordentliche Kündigung des Ausstellers bedeutet in der Regel vorzeitige Rückzahlung des Kapitals zu 100 Prozent. Vom Nennbetrag abweichende Rückzahlungskurse sind in den Emissionsbedingungen geregelt.

Chancen

Privatanleger partizipieren im Normalfall an einer relativ sicheren Anlageform. Sie erhalten regelmäßige Zinszahlungen und können mit der kompletten Tilgung der Anleihe rechnen. Die Habenzinsen liegen normalerweise über den Kapitalerträgen von Einlagen und kurzfristigen Sparanlagen. Bei einem vorzeitigen Verkauf der Schuldverschreibung und einem gesunkenen Marktzinsniveau sind zusätzliche Gewinne in Form von Kurssteigerungen möglich. Die Zinserträge unterliegen der Abgeltungsteuer plus Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer. Das Gleiche gilt für Kursgewinne nach einem vorzeitigen Verkauf.

Risiken

 

Risikolos sind Inhaberschuldverschreibungen jedoch nicht. Im Extremfall, beispielsweise bei einer Pleite des Emittenten, kann es zu einem Totalverlust des Anlagebetrags kommen. Bei Zahlungsverzug durch den Schuldner erleidet der Anleger ggf. Zinsausfälle, einen teilweisen Kapitalverlust oder muss reduzierte Zahlungen in Kauf nehmen. Deshalb ist die Bonität des Schuldners wesentlich für die Anlageentscheidung. Privatanlegern helfen dabei die Einschätzungen von Ratingagenturen. In der Höhe des Zinssatzes widerspiegelt sich das Ausfallrisiko der Schuldverschreibung. Je lukrativer dieser ist, desto größere Risiken für die Rückzahlung der Anlagesumme bestehen.

Außerdem existiert das Kursverlust- oder Zinsänderungsrisiko. Verschlechtert sich die Bonität des Emittenten oder steigen die Marktzinsen an, hat das einen negativen Einfluss auf die Kursentwicklung der Inhaberschuldverschreibung. Veräußert der Kunde das Rentenpapier vorfristig und sind die Kurse an der Börse aufgrund dieser Entwicklungen gefallen, realisiert der Anleger Kursverluste. Die Anleihe notiert eventuell weit unter 100 Prozent. Je höher die Zinsen gestiegen sind und je schlechter die geschäftliche Entwicklung des Herausgebers, desto größer sind die Kursverluste.

Darüber hinaus ist das Liquiditätsrisiko zu beachten. Ist keine Nachfrage nach der Inhaberschuldverschreibung an der Börse vorhanden oder stellt der Emittent keine Handelskurse, kann der Anleihebesitzer sein Wertpapier nicht veräußern. Das Kündigungsrisiko durch den Emittenten beeinträchtigt die ursprünglichen Renditeerwartungen des Anlegers negativ. Erhält er das Geld ungeplant eher zurück, muss er sich eine neue Anlage mit möglicherweise schlechteren Konditionen suchen. Wurde die Schuldverschreibung in einer fremden Währung emittiert, besteht das Risiko von Kapitalverlusten aufgrund von Devisenkursänderungen. Über alle Risiken sollten sich Anleger vorher genau informieren, insbesondere das Emittentenrisiko ist nicht zu unterschätzen.

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